Klassische Balladen und Rockmusik? Passt super! So hätte man sie gerne in der Schule gelernt. „Herr von Ribbeck …“ von Theodor Fontane, „Der Zauberlehrling“ und „Der Fischer“ von Johann Wolfgang von Goethe, die „Regenballade“ von Ina Seidel, „Nis Randers“ von Otto Ernst, „Pidder Lüng“ und „Trutz Blanke Hans“ von Detlev von Liliencron sowie „Een Boot is noch buten“ von Arno Holz sind stimmig und mit Gänsehauteffekt umgesetzt worden. Auf der CD kommt noch „John Maynard“ von Theodor Fontane hinzu.

Die Balladen sind ja schon dramatisch genug. Aber was Achim Reichel daraus gemacht hat und wie er die Dramatik durch seine musikalische Untermalung und seine Stimme noch steigert, ist einfach großartig. Ich habe Balladen immer gemocht. Wer freilich noch sein Balladen-Trauma aus dem Deutschunterricht mit sich herumträgt, gönnt sich mit diesem Album bestimmt die beste Therapie.

Auf Reichels Album „Wilder Wassermann“ (2002) kamen weitere Balladen wie „Belsazar“ von Heinrich Heine oder „Der Erlkönig“ von Johann Wolfgang von Goethe hinzu, erreichen von der Stimmigkeit und Intensität her aber nicht mehr die „Regenballade“.

Nun schaue ich mir Cover ja gerne genauer an. Fällt euch etwas auf, wenn ihr die Rückseiten der CD (Bild 2) und der LP (Bild 3) vergleicht? Auf der LP ist rechts unten eine Natter zu sehen. Die wurde für die CD (1991) wegretuschiert. Warum?

Darüber kann ich nur Mutmaßungen anstellen. Also: In den späten Siebziger- und frühen Achtzigerjahren gab es mal eine Diskussion um dämonische oder satanische Elemente in der Rockmusik. Selbst renommierten Bands wurde nachgesagt, solche dunklen Symbole zu benutzen (beispielsweise den Eagles in „Hotel California“ und Pink Floyd in „One Of These Days“). Die Schlange gilt nun weithin als Symbol des Teufels, auch wenn sie auf diesem Album einfach zum Titelstück „Regenballade“ („… wälzt eine Natter sich darin …“) passt. Ich denke, dass die Plattenfirma sie aus diesem Grund entfernen ließ – um etwaigen Verdächtigungen vorzubeugen.